2022 – Kleine Einblicke & große Augenblicke in der Rückschau
Hinter uns liegt ein Jahr mit allerhand Herausforderungen, aber auch vielen kleinen Lichtblicken.
Wir konnten Beistand leisten, Beratung und Austausch ermöglichen, neue Räume beziehen, Netzwerkpartnerschaften hinzugewinnen, Öffentlichkeitsarbeit leisten und vieles mehr.
Immer wieder sind wir…
… tief berührt von den Nachrichten, die uns erreichen;
… beeindruckt vom Mut vieler Betroffener;
… bestürzt über die Zahl und Komplexität von Tatgeschehen;
… verzweifelt über die fehlenden Therapieangebote etc;
… bemüht, Information, Aufklärung und Hilfe zu leisten;
…dankbar all jenen, die uns ihr Vertrauen schenken und uns in vielfältiger Weise unterstützen.
Lebendig und möglich wird unsere Arbeit durch Euch/Sie!
Dafür danken wir von Herzen.
Wir wünschen Euch/Ihnen einen guten Start ins neue Jahr mit Zuversicht, Gesundheit, Freude und vielen kleinen Lichtblicken.
Euer/Ihr Tour41-Team
Petition
Am Ende des Jahres 2022 blicken wir auf
720.201 Unterschriften
zur Abschaffung der Verjährungsfrist bei sexuellem Kindesmissbrauch. Davon 40.772 auf Papier.
change.org/missbrauch
♥
#JaIchBin
An der Kampagne #JaIchBin beteiligen sich bis heute
145 Betroffene.
Ausstellung ‚Was ich anhatte‘
Seit Dezember sind wir Teil der Ausstellung von Beatrix Wilmes.
RTL und lokale Medien berichteten.
Benefizkonzert in Oppenweiler ♥
Herzlichen Dank
an Björn Albrecht und sein Ensemble.
Sie erspielten im November beachtliche
786 € zugunsten des Tour41 e.V.
Wir durften diesen wunderbaren Abend mit toller Musik und Moderation miterleben und haben ihn sehr genossen.
Ansprache vom 12.11. in der Jakobuskirche:
Liebe Gäste,
mein Name ist Steffi Lachmann. Ich bin fachliche Leitung eines gemeinnützigen Vereins mit dem Namen Tour41 e.V. und ich freue mich sehr, heute gemeinsam mit meiner Kollegin und Schwester Michaela Goldau hier sein zu dürfen.
Wir sind angereist aus dem Bergischen Land in der Nähe von Köln in NRW, weil uns das Engagement eines jungen Mannes mit seinen 15 Jahren immens beeindruckt. Ich durfte Björn Albrecht als jemanden kennenlernen, der sehr offen für soziale Themen ist, der ein überdurchschnittliches Verantwortungsbewusstsein zeigt und dessen Engagement weit über das hinausgeht, was wir von Jugendlichen im ähnlichen Alter kennen.
Daher möchte ich mich, auch im Namen des Vorstands und aller Kolleginnen und Kollegen, sowie der Mitglieder unseres Vereins bei Björn und allen Helferinnen und Helfern bedanken, die diesen Abend möglich gemacht haben.
Ich habe lange überlegt, was ich Ihnen heute Abend hier sagen möchte und wie ich es sagen möchte. Soll ich auf die Historie des Vereins näher eingehen? Ihnen die harten Daten und Fakten zum Missbrauch von Kindern und Jugendlichen präsentieren? Aus meinem Alltag berichten? Oder soll ich Sie vielleicht an meiner persönlichen Geschichte, meiner Motivation teilhaben lassen?
Vor zwei Tagen habe ich für eine Ausstellung einen Brief an meinen Bruder verfasst. Meinen Bruder, der sich vor 15 Jahren im Alter von 29 entschied, diese Welt zu verlassen. Er hatte auf den ersten Blick eine gute Kindheit, schöne Erfahrungen in einer Pfadfindergruppe. Aber bei den Pfadfindern gab es auch eine andere, dunkle Seite. Die Erinnerungen an die Ausbeutung und die sexualisierte Gewalt, die ihm dort widerfahren ist, holten ihn letztlich ein.
So geht es vielen; jungen wie alten Menschen. Sie sind unsere Nachbarinnen und Nachbarn, Freunde und Freundinnen, Kolleginnen und Kollegen, Familienangehörigen und vieles mehr.
Das ist meine/unsere Motivation. Der Grund, weshalb es für uns nicht nur Arbeit, sondern eine Herzensangelegenheit ist, uns politisch, gesellschaftlich und menschlich in diesem Themenkomplex zu engagieren.
Ich habe mich entschieden, den Brief hier in diesem Rahmen nicht vorzulesen. Sie finden ihn demnächst auf unserer Homepage und ich möchte Sie herzlich einladen, sich dort und auch über die ausliegenden Flyer weitergehend zu informieren.
Ich verstehe, dass es für viele Menschen zu schmerzlich und belastend ist, näher hinzuschauen, sich intensiver mit dem Thema auseinanderzusetzen. Gerade in der heutigen Zeit mit ihren multiplen Krisen wollen wir nicht noch mehr schwere Themen verkraften.
Angst und Sorgen, Krieg, Klimawandel, Energiekrise, Fachkräftemangel halten uns in Atem. Aber Angst und Verdrängen sind keine guten Ratgeber. Sie schalten uns ab und lassen uns in den Modus des Funktionierens übergehen.
Lassen Sie uns gemeinsam hinschauen, uns öffnen, auch für die schweren Themen. Wenn wir zurückblicken auf die Generationen vor uns, sehen wir immer wieder schwere Krisen. Und wir sehen Krieg. Krieg der schon lange zurückliegt, aber unbewusst durch unsere Eltern und Großeltern, tlw. Urgroßeltern noch immer auf uns wirkt. Sie haben selten darüber gesprochen. Und doch hat es sie geprägt. Die Traumata wirken unbewusst auch heute noch, in uns selbst und in unserer Gesellschaft.
Wir dürfen der Angst entgegentreten. Wir dürfen uns erlauben ihr zu begegnen. Sie zu entmachten, indem wir gemeinsam offene Sprechräume schaffen. Uns austauschen, auch über unsere Ängste und Sorgen. Wir dürfen dem nachspüren, was uns geprägt hat. Wir dürfen uns selbst fürsorglich und liebevoll begegnen. Dann sind wir auch in der Lage, unseren Kindern aktiv zuzuhören, sie in ihrem Sein wahrzunehmen und ihre Bedürfnisse nach Schutz und emotionaler Nähe zu erfüllen.
Was das mit dem Thema Kindesmissbrauch zu tun hat? Sehr viel.
Einhundertprozentigen Schutz werden wir niemals garantieren können. Aber jede und jeder zugewandte, reflektierte und gut informierte Erwachsene macht einen Unterschied. Sie können dazu beitragen, das Tabu zu brechen und damit den Raum für Betroffene zu öffnen, sich im besten Falle mitzuteilen und den Raum für Täter und Täterinnen zu begrenzen. Denn Täter und Täterinnen merken, wenn sie es mit Erwachsenen zu tun haben, die im Thema sind. Erwachsene, die sich mit Täterstrategien auskennen, lassen sich nicht so leicht täuschen und manipulieren.
Seit 2017 engagieren wir uns gegen sexuelle Ausbeutung von Kindern und für Betroffene und Menschen, die ihnen beistehen. Wir bieten Beratung und Austausch, Öffentlichkeitsarbeit, Kampagnen, Präventionsarbeit und vieles mehr. Das ist unsere Herzensangelegenheit. Damit sein darf, was ist.
Wir müssen stets darum kämpfen, diese Arbeit tun zu dürfen, denn sie wird bisher ausschließlich durch Spenden ermöglicht. Daher sind wir für jede Unterstützung dankbar.
Und jetzt freuen wir uns auf einen beschwingten Abend mit Swing und Jazz gespielt von Björn Albrecht, Jochen Ferber und Phillip Ratschke.
Vielen Dank für Ihr Interesse und Ihre Aufmerksamkeit.
Herzlichen Dank für Euer Engagement.
Offene Tür
Zum Kürtener Weihnachtsmarkt veranstalteten wir einen Tag der offenen Tür in unserer Kontakt- und Informationsstelle mit netten Gesprächen.
Ein Ozean in der Mediathek
Die Kurz-Doku ‚Ein Ozean‘ ist seit dem 02.11.22 in der Mediathek der ARD verfügbar.
Markus Diegmann, der mit seiner Tour41 den Grundstein für den heutigen Tour41 e.V. legte, gewährt in diesem Kurzfilm tiefe Einblicke in sein Leben mit sexuellem Missbrauch in der Kindheit.
Fachtag bei Zartbitter
Therapieplätze jetzt!
Wir beteiligen uns an der Kampagne ‚Therapieplätze jetzt!‘
„Betroffene, Betroffenenverbände und Vereine sowie Fachgesellschaften fordern eine bedarfsgerechte psychotherapeutische Bedarfsplanung und Versorgung psychisch kranker Menschen“
Vorbildliche Aufarbeitung bei den Pfadfindern und die Crux mit der Verjährung
Sehr beeindruckt hat uns eine Gruppe junger Erwachsener aus dem Bereich der Pfadfinder. Sie haben sich nach unserer Kontaktaufnahme über die Maßen um Aufarbeitung bemüht, recherchiert und Gespräche geführt. Die Täter stammen aus einer anderen Generation und sind schon lange nicht mehr bei den Pfadfindern aktiv. Der hohe Stellenwert von Prävention, Intervention und Aufarbeitung wurde erkannt. Der Fall dem Verband vorgestellt mit dem Ergebnis, dass erstmals eine hauptamtliche Kinderschutzfachkraft eingesetzt wird. Obwohl es viele Indizien gibt ist den Tätern dank Verjährung und Datenschutz juristisch nicht mehr beizukommen.
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Neuer Anlauf zur Abschaffung der Verjährungsfrist & Besuch von NRW-Innenminister Herbert Reul
Ein dickes Brett zu bohren. Wir bleiben dran und fordern gemeinsam mit mehr als 700.000 Unterzeichnenden auf change.org/missbrauch weiterhin die Abschaffung der Verjährungsfrist bei sexuellem Kindesmissbrauch.
Einen neuen Anlauf wagt nun die CDU mit #herbertreul:
„Bei den Anträgen war mir ganz besonders wichtig, dass der Antrag „Abschaffung der Verjährung bei sexuellem Missbrauch an Kindern“ beschlossen wird. Endlich ist dies nun Position der CDU! Die CDU Rhein-Berg hatte den Antrag zusammen mit drei anderen Kreisverbänden gestellt.“
Bleibt zu wünschen, dass man sich auf die Gegenargumentation vorbereitet. Denn bis dato sind alle Versuche, die Verjährungsfrist bei Kindesmissbrauch abzuschaffen, gescheitert. Unser Positionspapier aus dem Jahr 2020 und die bisherigen Antworten aus der Politik kann man hier nachlesen =>>> https://tour41.net/aktiv/petition/politik/. Zuletzt scheiterten Abgeordnete aus dem Landtag Niedersachsen mit dem Vorhaben, eine Bundesratsinitiative zur Abschaffung der Verjährungsfrist bei sexuellem Kindesmissbrauchs auf den Weg zu bringen. Sie bekamen keine Mehrheit.
Wir hoffen und drücken die Daumen.
#BeBrave – Gemeinsam mit Brave Movement im Kampf gegen sexualisierte Gewalt weltweit
Aktiv auf der Straße – mit unserem NRW-Innenminister Herbert Reul und BraveMovement waren wir im Sommer.
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Räume gefunden – Umzug geschafft – Unabhängige Kontakt- und Informationsstelle eröffnet 🙂 ♥
Wir freuen uns sehr, dass wir im Sommer neue Räume beziehen konnten, in denen sich alle wohlfühlen. Ein Schutzraum für den Austausch in der Gruppe und das vertrauensvolle Einzelgespräch. Ein Workspace für Arbeitstreffen und unser geplantes Seminarangebot für Eltern, Bezugspersonen, Fachkräfte und demnächst auch ein Peer-to-Peer-Projekt für Jugendliche.
Tour41 e.V.
Unabhängige Kontakt- und Informationsstelle
zu Fragen sexualisierter Gewalt in Kindheit und Jugend
Aufruf zur Beteiligung
Save the Date!
Aufruf zur Beteiligung an der Gründung eines bundesweiten Netzwerks von Betroffenen für Betroffene von sexualisierter Gewalt in Kindheit und Jugend.