BAO Liste – Ermittler zutiefst erschüttert
Obwohl wir jeden Tag aufs Neue mit dem Thema konfrontiert sind, müssen auch wir die Fassungslosigkeit überwinden, um diesen Beitrag zu schreiben.
Wir fühlen mit den Betroffenen und ihren Angehörigen. Ihnen gilt unser Mitgefühl, unser Respekt und unsere volle Solidarität.
Für die nachfolgenden Worte müssen wir eine TRIGGERWARNUNG aussprechen.
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Die Ermittler im Fall eines 44-jährigen Tatverdächtigen aus Wermelskirchen ringen sichtlich um Fassung, als sie heute morgen die Details bekanntgeben. Durch einen Chatpartner aus Berlin geriet der Angestellte aus Wermelskirchen in den Fokus der Behörden. Es geht wieder einmal um schwere sexualisierte Gewalt gegen Kinder und sogenannte Kinderpornographie. Lügde, Bergisch Gladbach, Münster… Polizeipräsident Falk Schnabel befürchtet, dass der vorliegende Fall weit darüber hinausgeht. Dabei soll es sich nicht um vernetzte Strukturen handeln, vielmehr soll der Beschuldigte viele individuelle Einzelkontakte gepflegt haben, über die er eine detaillierte Liste führte. Daher der Name der Ermittlungsgruppe ‚Besondere Aufbauorganisation BAO Liste‘.
„Ich bin erschüttert und fassungslos über ein solches Ausmaß an menschenverachtender Brutalität und gefühlter Gleichgültigkeit gegenüber dem Leid, den Schmerzen und den Schreien der Kinder!“
Falk Schnabel, Polizeipräsident Köln
Die enorme Datenmenge, die sichergestellt wurde, führte bisher zu weiteren 73 Tätern in 14 Bundesländern. Dabei sind die Ermittlungen erst am Anfang. Der Wermelskirchener befindet sich seit Dezember 2021 in Untersuchungshaft. Ihm werden derzeit 18 Taten gegen 12 Kinder zur Last gelegt. Dabei handelt es sich bei den betroffenen Kindern um 10 Jungen und 2 Mädchen, darunter Babys, Kleinkinder und Kinder mit Behinderung. Das jüngste Kind war zum Zeitpunkt der Tat gerade einmal einen Monat alt. Die Hälfte der Kinder waren nicht älter als 3 Jahre. Das älteste Kind war 14 Jahre alt. Der Täter hat die Taten im Kern eingeräumt. Einige Kinder stammen aus seinem näheren Umfeld. Auf Plattformen wie Ebay bot er sich bis 2018 als Babysitter an. Die meisten Taten geschahen bei dieser Gelegenheit in den Wohnungen der Eltern. Die Handlungen wurden gefilmt. Die Zahl der Opfer kann sich noch erhöhen, es werden weitere Taten geprüft.
Auch der Leiter der BAO Liste, Kriminalhauptkommissar Jürgen Haese, ist bis ins Mark erschüttert über das Bildmaterial, das schwerste sexuelle Gewalt überwiegend in einer nicht vorstellbaren Brutalität dokumentiert. Brutalste Vergewaltigungen von Babys und Kleinkindern. Chatverläufe mit unglaublichen Gewaltphantasien.
Der Einsatz von betäubenden Substanzen wird angenommen. Bisher konnten 33 Opfer ermittelt werden. Darunter zur Tatzeit 5 Säuglinge (unter einem Jahr), 8 Kinder von 1-3 Jahren, 18 Kinder im Alter von 4-12 Jahren, 2 Jugendliche von 13 und 14 Jahren. Die früheste belegte Tat geschah im Jahr 2005. Die Opfer sind heute tlw. im Erwachsenenalter. Einige haben erst jetzt realisieren können, dass sie missbraucht wurden.
Die bisher ermittelten Täter
2 Täter sind 18 – 25 Jahre alt, 45 Täter 26 – 45 Jahre, 15 Täter 46 – 55 Jahre und 11 Täter sind älter als 55 Jahre.
Die Täter-Opfer-Beziehungen reichen vom Babysitter, Chatkontakt, Vater, Nachbarn, Bekannten, Stiefvater, Bruder, Pflegevater bis hin zum Großvater.
Die Datenmengen
Im Vergleich zur BAO Berg mit einem Datenvolumen von 3 Terrabyte inkl. Familien- und Urlaubsbildern fanden sich in Wermelskirchen 32 Terrabyte Daten, die fast ausschließlich sexualisierte Gewalt gegen Kinder und Jugendliche dokumentieren. Darunter 3,5 Millionen Bilddateien und 1,5 Millionen Videodateien. Ein Terrabyte entspricht ausgedruckt einem Papierstapel von 25 km Höhe.
Der Hauptverdächtige aus Wermelskirchen soll mit dem Haupttäter aus Münster in Verbindung gestanden haben. Er hat mindestens an einer Tat live per Video teilgenommen.