Die Menschen hinter dem Opferbild … zeigt das wichtige und wunderbare Buch von Beate Kriechel – Für immer traumatisiert?
Vor einigen Wochen haben wir uns sehr über den Besuch von Beate Kriechel gefreut. Herzlichen Dank für den wertvollen Austausch und das Signieren der Weihnachtsgeschenke für die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Selbsthilfegruppen!
In der Jugendsprache ist es ein Schimpfwort, über das einfach nicht nachgedacht wird: „Du Opfer“! Aber was heißt es eigentlich, ein Opfer zu sein? Warum sehen wir Menschen, denen schlimme Dinge passiert sind, nur und ausschließlich als Opfer?
Menschen mit all ihren Facetten wahrnehmen
Eine der möglichen Erklärungen ist die fehlende Sensibilität in weiten Teilen der Gesellschaft. Die Medien tun oft ihr Übriges, indem die Sensationslust der Leser*innen und Zuschauer*innen gestillt wird. Der Mensch hinter dem Opferbild wird häufig einfach nicht gesehen.
Besonders Menschen, die sexualisierte Gewalt erfahren haben, trauen sich oft nicht, sich jemandem anzuvertrauen. Sie fürchten, von ihrem Umfeld dann nicht mehr als der Mensch, der sie sind, wahrgenommen zu werden. Die Angst vor Stigmatisierung und Ausgrenzung ist groß und leider nicht ganz unberechtigt, wie viele Erfahrungsberichte von Betroffenen belegen.
Wir sind mehr als das, was uns passiert ist
Dabei ist die (Über-) Lebensleistung enorm und das Überschreiben alter Erfahrungen wie der Aufbau von Vertrauen ein Kraftaufwand, der wenn überhaupt vielleicht mit Hochleistungssport verglichen werden kann.
Beate Kriechel lässt in ihrem Buch „Für immer traumatisiert?“ die Menschen hinter dem Opferbild zu Wort kommen. Sie zeigt das Leben und Überleben nach sexuellem Missbrauch in der Kindheit. Dabei wird deutlich, wie vielfältig und komplex die unterschiedlichen Erfahrungen sind. Es wird klar, dass wir als Gesellschaft dingend gefordert sind, sensibel und aktiv hinzuhören und hinzuschauen, Stigmata aufzulösen und Klischees zu hinterfragen.
Gemeinsam stärker
„Das Buch will Betroffenen Mut machen. Es will zu einem neuen Verständnis anregen und vielleicht Erleichterung, Erkenntnisse oder ein Wiedererkennen ermöglichen.“
Denn es gibt viele Betroffene von sexualisierter Gewalt in Kindheit und Jugend; statistisch gesehen jede*r Siebte.
Danke, dass ihr den Mut gefunden habt, über das Erlebte und den Weg danach zu berichten:
Jessica: „Ich habe mir ein Stück Kontrolle, Stärke und Macht zurückgeholt.“
Die Kriegerin: „Ich bin mit meinen Wunden geworden, was ich bin.“
Sonja: „Es ist wichtig, zu sehen, was ist.“
Anna: „Mit einer gehörigen Portion Stolz und Kraft bin ich weitergegangen.“
Johannes: „Du hast alles, was du brauchst.“
Steffi Meyer: „Don´t let the bastards get you down.“
Charlotte: „Diese Erfahrung bestimmt nicht den Rest meines Lebens.“
Ida: „Für mich und mein Leben zu kämpfen, musste ich erst einmal lernen.“
Beate Kriechel: “ Wir können von Menschen, die ihre Schicksalsschläge gemeistert haben, eine Menge lernen und wir lassen uns diese Chance entgehen, wenn wir nicht bereit sind, genauer hinzuschauen und hinzuhören. Sexueller Missbrauch ist schlimm, aber er ist kein unentrinnbares Schicksal. Wir haben ihn zwar erfahren müssen, er wurde uns aufgedrängt, aber er ist keine Charaktereigenschaft und keine Identität. Wir sind nicht der Missbrauch. Wir sind Vieles. Es gibt ein sowohl als auch.“
Fazit
Prädikat wertvoll und absolut empfehlenswert! Insbesondere für Betroffene und Fachkräfte!
Hinweis für Betroffene: Je nachdem an welchem Punkt der Verarbeitung ihr steht, besteht die Gefahr von Triggern!
HIer könnt ihr „Für immer traumatisiert?“ bestellen => Mabuse-Verlag