Prädikat besonders wertvoll
Das ist die Auszeichnung der Deutschen Film- und Medienbewertung für EIN OZEAN
FBW-Pressetext
Markus war zehn Jahre alt, als er das erste Mal missbraucht wurde. Das ist jetzt 45 Jahre her. Doch Markus kann nicht vergessen. Und er kann nicht innehalten, muss ständig unterwegs sein. Also fährt er mit seinem Wohnmobil und seinem Begleithund Picasso durch das Land. Wo er halt macht, gibt er seine Geschichte weiter. Kämpft gegen das Vergessen, gegen die Verjährungsfrist der Taten. Denn so wie Markus nie vergessen kann, so können es unzählige andere Überlebende von Missbrauch auch nicht. Der knapp 19-minütige Kurzdokumentarfilm des an der Filmuniversität Babelsberg KONRAD WOLF studierenden Paul Scheufler nimmt die Betrachtenden von der ersten Minute an für den Protagonisten gefangen. Denn Markus, der als „Überlebender“, nicht aber als „Opfer“ bezeichnet werden will, scheint sich der Kamera und damit auch dem Regisseur komplett zu öffnen, lässt seine Gefühle, seine Angst einfach zu. Scheufler ist sehr nah dran, doch die beobachtende Kamera wirkt nie voyeuristisch, sie stellt die Traumata nicht aus, sondern stellt sie dar. In der Nahaufnahme eines zitternden Knies, eines gehetzten Blicks, eines sich mit Tränen füllenden Auges. Und dazu, ohne dass Scheufler sich mit einem eigenen Kommentar einmischt, die sachlich dargebrachten Erinnerungen und Berichte von Markus. Und mit Hilfe der Musik – der Song „Ein Ozean“ von AnnenMayKantereit wirkt wie ein Leitmotiv – gelingt in einer Schlüsselszene einer der beeindruckendsten Momente, die ein Dokumentarfilm überhaupt erschaffen kann.
Jury-Begründung
Prädikat besonders wertvoll
Der 55-jährige Markus zittert unkontrollierbar, wenn er sich dem Haus nähert, in dem er aufgewachsen ist und später „vernichtet“ wurde, wie er selbst es beschreibt. Die Wortwahl und die körperliche Reaktion schockieren in einer der ersten Sequenzen des kurzen Dokumentarfilms EIN OZEAN, in dem der Filmemacher Paul Scheufler Markus eine Zeitlang bei seinen Fahrten mit seinem Wohnmobil begleitet. Markus war in seiner Jugend mehrfach das Opfer von sexuellem Missbrauch, und der Film zeigt, wie der heute 55-jährige immer noch damit kämpfen muss, diese Traumata im Zaum zu halten. So kann er von ihnen zum Teil nur in Andeutungen sprechen: ein Ohrensessel weckt etwa für ihn schreckliche Erinnerungen. Markus ist wortkarg, aber jedes einzelne seiner Worte hat Gewicht. Es ist erstaunlich, wie weit er sich dem Filmemacher gegenüber öffnet, aber dieser wird diesem Vertrauen auch gerecht, in dem er Markus mit großer Anteilnahme und Respekt fotografiert. Fast alle Aufnahmen des Films entstanden im Wohnmobil von Markus, mit dem er zusammen mit seinem Hund Picasso in den Süden fahren will, um seiner Vergangenheit zu entkommen. Doch dass dies unmöglich ist, wird dadurch deutlich, dass Markus immer wieder auf seine Traumata zu sprechen kommt. Auch dass er sich in einer Initiative gegen die Verjährung von pädophilen Straftaten einsetzt und mit seinem Wohnwagen von Marktplatz zu Marktplatz reist, um dort Unterschriften zu sammeln, macht ja nur deutlich, dass er das Vergangene nie wirklich hinter sich lassen kann. Er sei „kein Opfer, sondern ein Überlebender“, sagt er mit Trotz in der Stimme, doch wenn der Film mit Tränen, die sich langsam in seinen Augen bilden, endet, macht Paul Scheufler deutlich, wie sehr diese nie schließbare Wunde in seinem Leben klafft. Seine Bilder sind Studien des Gesichts und des Lebensraums von Markus, und ein Lied der Band AnnenMayKantereit spiegelt genau passend sein Lebensgefühl. EIN OZEAN ist ein großer kleiner Film, weil Paul Scheufler souverän die filmischen Mittel gefunden hat, um wahrhaftig von Markus zu erzählen.
Hallo,
Danke für die unheimlich professionelle und
ja es gibt mal wieder richtig gute Neuigkeiten! Ich habe im letzten Jahr einen Filmteam ganz tief in mein Leben gelassen. Wir sind fast drei Wochen zusammen unterwegs gewesen. Es geht um einen Kurzfilm, eine Dokumentation über meine Geschichte. Die Dokumentation ist unter Regie von Paul Scheufler umgesetzt worden mit seinem großartigen Team für Ton, Kamera, Produktionsbegleitung etc.
Ja, wie gesagt; drei Wochen haben wir hier gedreht und ich habe die Crew richtig tief in mein Leben gelassen. Das war schon wirklich sehr eng nachher. Daraus ist eine sehr tolle Freundschaft entstanden. EIN OZEAN steht nun in Deutschland kurz vor der Premiere. Im Juni wird der Film auch nochmals Online auf Festivals / teilweise auch frei und öffentlich zu sehen zu sein. Erfreulich ist, dass die Premiere von EIN OZEAN in der Ukraine, gleich den Kurzfilmpreis gewann! Es lohnt sich auf jeden Fall da mal reinzuschauen. Weitere Termine sind unten verlinkt und werden laufen aktualisiert. Schauen wir mal ob es euch gefällt. Achtet auf euch! Der Film kann natürlich auch triggern, weil es ja wirklich auch tief um meine Geschichte geht. Schauen wir mal wie es so wird…
vertrauensvolle Zusammenarbeit an die Crew!
Kamera: Jakob Grasboeck
Regie: Paul Scheufler
Montage: Daria Woermann
Ton: Eva Perhacova
und die Filmuniversität Babelsberg Konrad Wolf