Die Tour, Markus Diegmann

Keine Rente – Unruhe, Angst und Verunsicherung

Bild: Phil Diegmann

Seit April beziehe ich wieder einmal keine Rente, weil durch ein Gutachten geklärt werden musste, ob der Rentenanspruch weiter besteht. Was für eine schräge Welt. Ich musste zu einer Gutachterin in Essen, in eine verschmuddelte Praxis mit eingetretenen Türen. Die Psychologin war kaum der deutschen Sprache mächtig und es fiel mir schwer, mich den Fragen zu stellen. Ende vom Lied ist, ich muss in die Reha, damit dort eingeschätzt werden kann, ob nicht doch eine Wunderheilung möglich sei.

Das heißt im Umkehrschluss, dass ich bis zur Entscheidung der Reha keine Rente beziehe. 2017 hatte ich ein ähnliches Problem. Die DRV hat mir den Rentenverlängerungsantrag an die falsche Adresse geschickt. Da ich diesen nie erhalten habe, hat man mich aus der Rente geworfen – ohne Nachfrage! Ich erhielt am 23.12.2017  ein Schreiben von der Krankenversicherung, dass die Rentenzahlung und somit die Krankenkassenzahlungen eingestellt sind. Einen Tag vor Heiligabend. Frohe Weihnachten, Markus! Am 27.12.2017 erreichte ich meinen Sachbearbeiter bei der DRV. Er meinte: „Kein Problem, das kriegen wir hin.“ Ich war erleichtert. Am 16. Januar, einen Tag vor meinem Geburtstag, dachte ich: „Mh, ich habe noch nichts von der DRV gehört.“ Angerufen, Glück  gehabt und durchgekommen. Da meinte mein Sachbearbeiter: „Es tut mir leid, meine Vorgesetzte hat die Verlängerung negiert.“ Herzlichen Glückwunsch Markus, zu deinem Geburtstag. Es hat sage und schreibe viereinhalb Monate gedauert, bis ich wieder regelmäßig die Rente bezog.

Wie soll ich je zur Ruhe kommen oder ohne Zukunftsängste leben können? Und das jetzt seit sechs Jahren! Wenn ich die Rücklagen vom OEG nicht hätte, würde ich schon auf der Straße leben, allerdings ohne Wohnmobil. Wie kann es sein, dass WIR Betroffenen durch Behörden, Rententräger und Gesundheitswesen uns immer wieder retraumatisieren lassen müssen? Ich habe mich schon zum 35. Mal bei der Gutachterin in Essen komplett seelisch ausziehen müssen und meine Biographie von A-Z erzählen müssen, weil man uns Betroffenen sonst nicht glaubt. Es sollte doch reichen, wenn unsere Therapeutin alles weiß und nicht immer wieder fremde Menschen nachbohren und uns damit ins Unheil stürzen. Jedes Mal müssen wir danach in uns aufräumen, was so unendlich viel Kraft und Zeit raubt und uns in tiefe Depressionen katapultiert.

Wieviel kann ein Mensch ertragen?

Picasso & Markus

 

 

 

 

Comments (2)

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Corinna Hinz

26. Juli 2019

Unglaublich.
Es geht NUR um Geld.
Auch DESHALB werden die Täter nicht sehr streng verurteilt- sie sind ja „arbeitende Mitglieder unserer Gesellschaft“ und sollen so rasch wie möglich wieder zur Verfügung stehen. Sollten sie Konsumenten von Kinderpornographie oder -prostitution sein, sind sie als Kunden interessant.
Wir Opfer haben eben nichts zu Markte zu tragen! Wir haben nichts (mehr) zu bieten, und deshalb sind wir uninteressant. Und wenn wir dann noch Geld vom Staat wollen- au weia.
Es ist so erniedrigend.
LG, alles Gute. Mir ist übel.
Eure Corinna

B. N.

30. Dezember 2019

@Markus, wie hälst du diese Retraumatisierungen aus?
Ich schaffe es nicht mehr, zu oft gefallen, zu oft wieder aufgestanden!
Kaum noch Hoffnung und zu wenig Kraft, nach dem nächsten Fall wieder aufzustehen.