Die Tour, Markus Diegmann

Wenn niemand mitbekommt, dass man sterben möchte

Es gibt Tage, an denen mich die Flut an Gedanken, Backflashs und Triggern aller Sinne, die mich in die Vergangenheit beamen, verfolgen. Das sind die Tage, die mich echt fertigmachen. Endlich Frieden im Kopf, kein Fortlaufen mehr, ankommen und Ruhe … –  einfach sterben!

Ich hab da diese Vision der „Klara-Feldhoff-Stiftung.“ Ich kann sie nur gründen, wenn Kapital fließt. Mein Nachlass wird das schaffen :zwinkern: Oft frage ich mich, was nach meiner Tour41 kommt -Stillstand? Bloß nicht! Das geht bei mir nicht! Die Tour ist meine Überlebensstrategie! Freundschaften und Familien zerbrechen oder wachsen an der Last eines einzigen Täters, bei mir waren es drei und bei meinem blöden Bordeliner zerbricht natürlich alles. Nein, nicht alles, aber gerade die Familien leiden darunter. Die Angehörigen und Freunde, wie sollen sie es ertragen, wenn ich es nicht mal kann. Jeden Tag neu den Hintern hochkriegen, ohne Partner, ohne Familie. Es geht eine Zeit gut, dann explodiert es in mir.

Wie soll es auch gehen? Mein Bruder und meine Schwägerin waren bei meiner Therapeutin, bevor ich meine Geschwister nach 25 Jahren das erste Mal wiedergesehen habe. Meine Therapeutin hat ihnen erklärt, worauf sie achten sollen, wenn wir uns treffen und hat sie über meine Traumata informiert. Dennoch kam ich eines Morgens nach dem Zähneputzen in die Küche meines Bruders, meine Schwägerin machte sich lustig darüber, dass ich Zahnpasta am Mundwinkel hatte und meinte ich solle mir das Sperma vom Mund wischen, oder so ähnlich. Prompt war ich in der Vergangenheit, Filme, Ekel und …

Ich mache ihnen keinen Vorwurf. Das Problem ist, dass meine Geschwister und mich fast nur schlechte Erlebnisse verbinden. Ich habe auf alles Bilder oder einen Film. Das ist unerträglich. Mein Spitzname war früher Coco. Nachdem ich nach den Missbräuchen im Elternhaus in die Hosen gemacht habe vor Angst, änderte er sich in Kaka. Wie kann also ein Zusammenleben funktionieren? Es geht nicht, niemals. Meine Alternative?! Tour41, dead or alive, when alive – where …? Ich brauche den Druck. Ich habe Angst, was wird, wenn er nicht mehr da ist? Ich weiß, dass meine Geschwister unterschiedlich mit meinem Missbrauch umgehen. Der eine macht sich Vorwürfe, die andere ist einfach sprachlos. Ich mache keinem meiner Geschwister Vorwürfe. Ich hatte, bis ich fünf war, eine traumhafte, beschützte Kindheit dank meiner älteren Geschwister, außer dem Vater meiner Brüder.

So sah mein heutiger Tag aus, up & down

Grüße

Markus

Comments (3)

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monika bläser

11. Dezember 2017

lieber markus …ich kann dir von herzen nach empfinden….es gibt jeden tag etwas ..das einen an der vergewaltigten kindheit erinnert….nach aussen hin sieht mich mein umfeld als fröhlich lustig ..arbeitssam …aber in wirklichkeit bin ich tod…ich kann mich gut in dich hinein versetzen …zünde für dich eine kerze an ….wir sind viele … und das gibt mut …du bist ein ganz toller mensch

Uwe Wer6

12. Dezember 2017

Wir sollten reden ?

Petra

20. Dezember 2017

Hallo Markus, ich habe 6 Jahre lang einen Jungen begleitet der als Kind von seinem Onkel missbraucht wurde. In seiner Familie wurde es unter den Teppich gekehrt, nach dem Motto darf nicht sein, mehrere Versuche sich das Leben zu nehmen wurden mit Einweisung in die geschlossene Psychiatrie quittiert, als ob er der Täter wäre, jetzt haben wir den Kampf verloren, er hat sich umgebracht und ich hätte im so gerne noch einmal gesagt was für ein toller und starker Mensch er war… es ist nicht einfach das auszuhalten aber bleib stark Markus soviele Menschen brauchen dich