Die Tour, Markus Diegmann

Luxus-Platte & die Angst vorm Absturz

Oft werden Menschen, die auf der Straße leben, kein Zuhause oder gar eine Familie an der Seite haben, verurteilt: „Penner, geh doch arbeiten!“ und, und, und.

Der Absturz, so tief zu fallen und von der Gesellschaft ignoriert und beschimpft zu werden, ist gar nicht so weit weg. Betroffene und Überlebende sexuellen Missbrauchs und Gewalt in der Kindheit stehen oft an diesem Abgrund. Frag lieber, wie groß mag sein Rucksack sein? Wenn du jemanden siehst, der auf der Straße lebt, dann denk an diese Frage.

Ich lande dann immer bei meinem „Roten Faden“. Er zieht sich durch mein ganzes Leben. Ohne meine Überlebensstrategie und meine Freunde Gudrun und Tom wäre ich schon auf Platte unterwegs. Ganz sicher. Seit meinem Traumaausbruch, das ist jetzt 4,5 Jahre her, plagt mich die Existenz- und Zukunftsangst. Als hätte ich nicht schon genug zu schleppen! Angst ist ein sch… Gegner, der raubt mir alle Kräfte und lähmt mich.

Mein Antrag auf Hilfeleistungen nach dem Opferentschädigungsgesetz läuft nun schon seit dem 15.10.2014. Ich höre an allen Stellen von Betroffenen, dass sie an den Rand ihrer Kraft gebracht werden, und das, um Hilfe zu erfahren. Die Täter genießen unbestraft ihren Ruhestand und die Opfer stehen im Regen, kämpfen jeden Tag auf’s Neue ums Überleben. Mich wundert es nicht, dass so viele Betroffene die Kraft verlieren und sich aufgeben.

Herzlichst

Picasso & Markus

Comment (1)

Leave A Comment

Megan Free

21. Dezember 2017

Hallo Markus!
Wunderbare Aktion! Ich habe deine Arbeit in den Nachrichten gesehen! 41 sind 41 zuviel!!!
Kommt ihr auch mal nach Nürnberg? Ich unterstütze euch vor dem Bus! Bin 53 und auch seit Jahren an dem Thema dran! Der Kampf ist manchmal zu hart, aber Aufgeben kommt nicht in Frage! Ich bin in „Bruderinfo“ aktiv, Zeugen Jehovas Aussteiger, auch in UNSEREN Reihen gab und gibt es viel aufzuklären und zu verarbeiten! Viele Kinder hats erwischt. In Australien wurde das Thema ganz groß und öffentlich bekanntgemacht, jetzt kommt die Problematik so langsam über Österreich nach Deutschland! Das System, in dem ZJ leben, ist ideal für Täter: Denn die Ältesten, die solche Fälle entscheiden müssen, handeln nach der „Zwei Zeugen Regel“: dh. kann ein Kind nicht ein oder zwei Zeugen beibringen, die den Missbrauch bezeugen können, wird dem Kind nicht geglaubt! Hammer!!!
Naja, wir bleiben dran, jeder da wo er gebraucht wird…aufdecken, informieren….vor allem NICHT AUFGEBEN!!! — Ich habe durch den Sektenausstieg leider meine gesamte Familie verloren, da ich geächtet werde! Aber ich höre nicht auf, Unrechtssysteme anzuprangern!!!
Liebe Grüße aus Nürnberg
Megan